Ein historischer Rückblick

Rudow wird nicht von ungefähr von seinen Bewohnern und Einwohnern als das „Dorf“ bezeichnet. Auch wenn die dörflichen Strukturen heute zumindest in der Anlage nur noch schwer zu erkennen sind, so blickt Rudow doch – schon vor seiner Eingemeindung nach Groß -Berlin – auf eine über 550-jährige Geschichte als märkisches Dorf zurück.

Bereits in vorchristlicher Zeit war das Gebiet um Rudow, jüngsten Urnenfunden nach zu schließen, besiedelt.
Der Name des Dorfes, mit seiner für das Wendisch – Slawische typischen „ow“ -Endung, verweist auf eine Aue oder Wiese.

Aus dem Grau historischer Spekulation tritt Rudow im Jahr 1373 mit der ersten urkundlichen Nennung in einem Lehnsbrief.
Schwer zu leiden hatte der Ort, wie überhaupt die ganze Mark, unter den Auswirkungen des 30-jährigen Krieges. 1652 zählte man hier gerade noch drei Bauernhöfe, vier Kleinbauernstellen und 151 Einwohner. 1702 wurde das Dorf unter Friedrich I. königlicher Grundbesitz und der Verwaltung des Amtes Köpenick unterstellt. Im 19. Jahrhundert verdoppelte sich die Einwohnerzahl Rudows von 310 im Jahre 1800 auf 614 anno 1860 beinahe.

Bis zu diesem Zeitpunkt muss man sich das Löschen im Brandfall als dörfliche Nachbarschaftshilfe vorstellen. Dieses von der Angst vor dem Feuer getragene Nächstenhilfe spiegelt sich bis heute in dem Leitspruch der Feuerwehren

„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!“

wider.

In die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert im benachbarten Berlin die Gründung der Berufsfeuerwehr. Als engbebaute Stadt noch mehr der zerstörerischen Gefahr des Feuers ausgesetzt, entschloss man sich unter dem Eindruck des Opernbrandes 1843 und der Unruhen 1848 zur Gründung der Berliner Feuerwehr. Die Alarmierung im Brandfall erfolgte immer noch durch „Geschrey“ der Bürger in den Straßen, das den Nachtwächter seines Amtes walten lassen sollte. Dieser blies dann mit seinem Horn Feueralarm, um die Löschmannschaften zu wecken . . . Leider wussten diese damit noch nicht, wo es brannte.

Aber man hatte die Notwendigkeit einer gemeindlich organisierten Brandbekämpfung erkannt. Der Begriff der nachbarschaftlichen Hilfe, nun zwischen den Feuerwehren der Stadt und der Dörfer, blieb und das bis zum heutigen Tage.

Wehrleiter der FF Rudow seit 1904
(soweit bekannt mit Lebensdaten)
23.05.1909 bis xx.xx.19xx
Robert Schmidt (*1876 – 1953)
xx.xx.19xx bis 11.04.1913
Schultz
21.04.1913 bis 27.03.1925
Wilhelm Fieting
während des 1. Weltkrieges wird die Wehr 1915 von Gustav Brülke und 1916 von Hermann Straikow geführt, da sich Wilhelm Fieting im Dienst der kaiserlichen Armee im Fronteinsatz befand
27.03.1925 bis 06.06.1937
Gustav Brülke
06.06.1937 bis xx.xx.19xx
Karl Hellwig (*07.07.1905 – ?)
xx.xx.19xx bis xx.xx.19xx
Xxxxx
02.05.1945 bis 11.07.1945
führungslos
11.07.1945 bis 01.10.1945
Paul Pohle (*08.04.1898 – ?)
01.10.1945 bis 25.06.1949
Karl Hellwig (*07.07.1905 – ?)
25.06.1949 bis xx.xx.1968
Kurt Schmidt (*23.01.1914 -.11.2002)
xx.xx.1968 bis xx.xx.1969
Max Kley (*13.07.1915 – 20.06.1992)
xx.xx.1969 bis 01.09.1971
Horst Dreyer (*11.02.1930 – xx.10.1981)
01.09.1971 bis 24.03.2001
Gerd Birkhölzer (*08.05.1943)
24.03.2001 bis 07.04.2005
Olaf Nentwig (*04.12.1969)
07.04.2005 bis 06.04.2011
Christian Kluck (*09.04.1972)
seit 07.04.2011
René Schmücker (*08.03.1967)

Das Jahr 1904 war für Rudow in doppelter Hinsicht bedeutend. Zum Einen wurden die ersten Wasserleitungen gelegt, zum Anderen erfolgte am 10. November die urkundlich festgehaltenen Gründung der „Freiwilligen Feuerwehr Rudow“, ein historischer Moment, der auf einer der zu diesem Zeitpunkt seltenen Fotografien festgehalten worden ist.

Auch hier in Rudow wurden damals die Kameraden durch ein Hornsignal alarmiert. Eines der Hörner hatte der Wehrführer, die anderen beiden hingen in den örtlichen Gaststätten, so auch im „Alten Krug“, der ältesten Gaststätte Rudows.

Die Freiwillige Feuerwehr Rudow pflegte einen regen Erfahrungsaustausch, insbesondere mit den Wehren in Alt – Glienicke und Tempelhof, aber auch mit den umliegenden Wehren in Johannisthal, Grünau, Bohnsdorf, Schönefeld, Groß – Ziethen, Britz, und Buckow.

1920 wurde das Dorf Rudow nach Groß – Berlin eingemeindet und bildet seitdem zusammen mit Neukölln, Britz und Buckow den Berliner Bezirk Neukölln.

Mit der Entlassung des Leiters der Berliner Feuerwehr Gempp, unter anderem wegen angeblicher marxistischer Umtriebe, wurde 1933 bereits deutlich, welche Veränderungen die auf die Machtergreifung folgenden Jahre für die Feuerwehr in Berlin mit sich bringen sollten. Vier Jahre später, 1937, wurde die Organisation der Feuerwehr nach luftschutztechnischen Erfordernissen ausgerichtet und im Zuge dieser Umstrukturierung mit modernen Diesel – Kraftfahrzeugen ausgestattet.
Rudow erhielt einen Gerätewagen mit Kraftzugspritze und wenig später ein LF (Löschfahrzeug) 15 und eine TS (Tragkraftspritze) mit Anhänger. Die Alarmierung erfolgte nun von der Wache aus durch eine Sirene, die zugleich als Luftschutzsirene installiert worden war.

Ein Jahr später wurde die Berliner Feuerwehr als „Feuerschutzpolizei“ in die Strukturen der Polizei eingegliedert. Sie unterstand als solche dem Reichssicherheitshauptamt und dem Reichsführer SS. Der Begriff „Feuerwehr“ fand jetzt nur noch für die Freiwilligen Wehren Verwendung.

Die Kriegsjahre trafen die Feuerwehr hart, auch wenn es dem damaligen Leiter der Berliner Feuerwehr Goldbach in einem vom 22. April datierenden Befehl gerade noch gelungen war, die Feuerwehren der Gruppe Nord und Ost in Richtung Westen in voller „Friedensstärke“ zu evakuieren, so blieb der Berliner Feuerwehr bei Kriegsende nur ein Bruchteil ihrer Gebäude und Fahrzeuge. Der Verlust unter den Kameraden ist unbeziffert.
Die Zerstörung Berlins machte auch vor Rudow nicht Halt. Mit einer der letzten Bomben wurde am 15. April 1945 die Rudower Dorfkirche zerstört und auch die benachbarte Feuerwache schwer getroffen. In den letzen Apriltagen marschierte die Rote Armee in Rudow ein.

Einigen Mitgliedern der FF Rudow, darunter dem Brandmeister Karl Helwig, gelang es bereits im Sommer 45 unter den denkbar schwierigsten Bedingungen, die Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. So wurde zum Beispiel ein alter Peugeot – Lieferwagen in Eigenarbeit zum Krankenwagen umgebaut.

Rudow gehörte nun zum amerikanischen Sektor West -Berlins. In den ersten Jahren wurden hier Freiwillige Wehren als eher überflüssig betrachtete und abgebaut. So auch die FF in Alt -Buckow. Erst der Mauerbau machte deutlich, dass West -Berlin im Katastrophenfall auf sich allein gestellt sein würde, und die Auflösungswelle wurde gestoppt. Unter alliiertem Einfluss erfolgte dann sogar die Etablierung von zusätzlichen Freiwilligen Wehren auf Berufswachen.

Die alte Wache Rudow in der Köpenicker Straße war mit den beengten Räumlichkeiten schon immer klein gewesen. In dem für Pferdegespanne ausgelegten Gebäude ließen sich die neuen Fahrzeuge nur schwer unterbringen. So konnte das Tanklöschfahrzeug nur in den Sommermonaten in Dienst genommen werden, weil man es auf dem Hof stationieren musste.

Auch der Raum für den im 24-Stunden-Dienst tätigen Feuerwehrbeamten, den sogenannten Stammmaschinisten, war viel zu beengt. Dieser Hausposten war für die Pflege und Instandhaltung des Gebäudes und der Fahrzeuge zuständig, sowie für die Aufnahme von Alarmen der Leitstelle. Er nahm mündlich von den Rudowern gemeldete Alarme entgegen, erwartete die Freiwilligen bei Alarmen und fuhr notfalls auch mit bzw. steuerte das Löschfahrzeug.

Auf Grund der Raumverhältnisse wurde der Neubau einer Wache auf Alt – Rudow in angriff genommen, wo dann auch im September 1977 Richtfest gefeiert werden konnte.

Am 2. August 1978 wurde die heutige Wache dann in Dienst genommen. Die neue Fahrzeughalle hat nun drei Ausfahrten und die Telegrafie, der Fernmelde- und Wachraum, ist mit aller technischer Finesse ausgestattet, wie sie auch auf Berufswachen zu finden ist.

Die Ausstattung im fahrzeugtechnischen Bereich wurde ebenfalls wie folgt aufgestockt:

1 Löschgruppenfahrzeug – LF 16
1 Tanklöschfahrzeug – TLF 16/20W
1 Krankentransportwagen – KTW
1 Rettungsboot auf Anhänger – RB
1 Tragkraftspritzenanhänger mit TS 24/3

Drei Jahre später wurde dann die Jugendfeuerwehr der FF Rudow gegründet, eine unverzichtbare Einrichtung für eine Wehr, die ausschließlich aus Freiwilligen besteht und nun dank der Jugendarbeit motivierten und vorqualifizierten Nachwuchs in ihre Reihen aufnehmen kann.

Die Alarmtätigkeit für den RTW ( Rettungstransportwagen) – der UW (Unfallwagen) war dem KTW und dieser dem RTW gewichen – nahm Mitte der achtziger Jahre derartig zu ( ~ 120 Einsätze im Monat) , dass ein weiterer RTW mit einer Berufsfeuerwehrbesatzung in Rudow stationiert wurde.

Im September 1984 wurden bei der Berliner Feuerwehr die ersten 9 Lösch – Hilfeleistungsfahrzeuge – eine bei der Berliner Feuerwehr neu entwickelte Fahrzeuggeneration – in den Dienst gestellt. Die Rudower Wehr erhielt damals als einzige Freiwillige Feuerwehr Berlins dieses neue Löschfahrzeug. Diese Fahrzeuge gehören heute zur Standardausrüstung der Freiwilligen und Berufsfeuerwehren in der Stadt.

1988 gab es in West -Berlin 14 Freiwillige Feuerwehren ohne eigenen Ausrückebezirk, die einer Berufswache beigeordnet waren, und neun Freiwillige Wehren mit einem eigenen Zuständigkeitsbereich, unter denen Rudow immer eine der einsatzstärksten war.

Ein Jahr später trat die erste Frau in die FF Rudow ein. Seitdem sind weibliche Kameraden kein Novum mehr und haben ihre Stellung in der Wehr erobert und behauptet.

Das Jahr der Wiedervereinigung brachte für Rudow und seine Feuerwehr – wie für die ganze Stadt – große Veränderungen mit sich. Hatte man noch im November 1989 von der Wache aus Besucher aus Ost – Berlin und dem Umland mit heißen Getränken versorgt, so hat sich jetzt der Bereich in dem die FF Rudow tätig wird, bis nach Treptow und in den Landkreis Dahme – Spree erweitert.
Der Flughafen Schönefeld ist in den Blickpunkt möglicher Einsätze gerückt und der Begriff der nachbarschaftlichen Hilfe zwischen Feuerwehren auch über die Stadtgrenze hinweg ist (wieder) aktuell.

Das Rettungsamt Ost wurde im Juli 1991 in die Berliner Feuerwehr eingegliedert und die Notrufnummer gilt seitdem in ganz Berlin zur Alarmierung zur Brandbekämpfung und Personenrettung. Im Rahmen dieser Umstellungen erhielt die Wache Rudow die Nummer 5210, eine Zahl die immer noch zugleich Kennung und Name ist.

Den Hausposten jedoch gibt es seit Mitte der neunziger Jahre nicht mehr. Jetzt verweist ein Schild auf die bekannte „112“ und die Freiwilligen müssen beim Ausrücken die Tore selbst hinter sich schließen.
Durch eine zweckgebundene Erbschaftsspende konnte im Jahr 2003 ein neuer RTW für Rudow angeschafft werden. Dieses Fahrzeug ist bis heute bei der FF Rudow im Dienst.

Der Fahrzeugbestand sah zu diesem Zeitpunkt folgendermaßen aus:

1 Löschfahrzeug LHF 16/12
1 Löschfahrzeug LHF 16/16
1 Löschfahrzeug LF 16 -TS (Bund)
1 Tragkraftspritzenanhänger TS 8/8
1 Rettungstransportwagen RTW FF
1 Rettungstransportwagen RTW BF

Die angeglichenen Strukturen und die Zusammenarbeit über Bezirks-, Stadt-, und gar Bundeslandgrenzen hinweg bewährten sich erstmals 1997 bei der Bekämpfung des Oderhochwassers, dann 2002 beim Einsatz an der Elbe oder im September 2010 beim Großeinsatz nach einem schweren Busunfall am Schönefelder Kreuz.

Die Herausforderungen an die FF Rudow und ihre Kameraden dokumentieren sich auch in dem modernisierten Fahrzeugpark.

Im Herbst 2010 konnte die Wehr bedingt durch das Konjunkturpaket 2 ein vollkommen neues LHF 20/8 in Empfang nehmen.